Stimmstörungen bei Erwachsenen
Stimmstörungen gehen meist mit einer Veränderung des Stimmklanges und der stimmlichen Belastbarkeit einher. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein. Man unterscheidet funktionelle (bei der die Funktion betroffen ist), organische (veränderte strukturelle Bedingungen im Kehlkopf, z. B. Stimmlippenlähmungen, Stimmlippenknötchen) und psychogene Stimmstörungen. Stimmstörungen können auch im Rahmen einer neurologischen Erkrankung auftreten, z. B. im Rahmen einer Dysarthrophonie.
Ursachen von funktionellen Stimmstörungen sind meist stimmliche Überlastung oder Fehlbelastung. Das Zusammenspiel von Muskelspannung, Atmung, Körperhaltung und Stimmgebung ist aus dem Gleichgewicht geraten. In der logopädischen Therapie wird an diesen Bereichen gearbeitet, um gesunde Voraussetzungen für eine physiologische Stimmgebung zu erreichen.
Bei organischen Stimmstörungen sind anatomisch-pathologische Veränderungen am Kehlkopf sichtbar. Zwei Beispiele: durch langanhaltende Fehlbelastung kann es zu Verdickungen (Stimmlippenknötchen) auf den Stimmlippen kommen, die das Schwingungsverhalten der Stimmlippen stören. Nach Operationen (häufig Schilddrüsenoperationen) kann es zu Lähmungen der Stimmlippen kommen. Die Behandlung erfolgt medikamentös, z.B. bei Reflux, logopädisch und gegebenenfalls mikrochirurgisch.
Grundsätzlich wird empfohlen, vor und nach jeder mikrochirurgischen Behandlung eine logopädische Stimmtherapie durchzuführen, denn die organischen Veränderungen sind häufig aufgrund einer Fehlfunktion entstanden. Deshalb macht es Sinn, zunächst eine gesunde Funktion anzustreben und auch nach dem Eingriff die gesunde Funktion zu unterstützen.
In der funktionalen Stimmtherapie ist das Ziel, die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen wieder herzustellen. Dafür werden Spannungen abgebaut. Häufig wurden kompensatorisch Mechanismen entwickelt, um die Stimme zu entlasten. Diese sind oft nicht wirkungsvoll und werden zunächst bewusst gemacht, dann abgebaut.
Wenn Sie länger als zwei bis drei Wochen heiser sind oder zusätzlich weitere Symptome wie Atemnot, Schmerzen oder Schluckbeschwerden auftreten, sollten Sie einen HNO-Arzt oder Phoniater aufsuchen.
Bis eine Heiserkeit besser ist, sollten Sie stimmhygienische Maßnahmen beachten:
- Stimmruhe einhalten, wenig sprechen, aber auch nicht flüstern
- Viel trinken, am besten warmen Tee
- Alles vermeiden, was die Schleimhäute reizt wie Produkte mit Menthol oder ätherische Öle wie Pfefferminze oder Kamille, kalte oder trockene Luft, Zigarettenrauch, Alkohol
- Und insgesamt Stress reduzieren.
Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen
Aphasien sind erworbene zentrale Sprachstörungen. Sie werden meist durch Schädigungen der linken Hirnhälfte verursacht, häufig durch Schlaganfall oder Hirnblutung, durch Unfälle, Tumoren oder durch Erkrankungen des Gehirns und Hirnabbauprozesse. Alle Bereiche der Sprache können in unterschiedlichem Schweregrad betroffen sein (Lautstruktur, Wortschatz, Bedeutung, Satzbau) sowohl in gesprochener und geschriebener Sprache, im Verstehen und in der Sprachproduktion. Die Sprachverarbeitung ist dabei gestört.
Dysarthrien / Dysarthrophonien sind erworbene neurogene Sprech-/Sprach- und Stimmstörungen, die durch eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems verursacht werden. Bei Dysarthrophonien ist die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen betroffen. Die Sprechmotorik, Stimme und Atmung können betroffen sein, ebenso die Sprechmelodie (z.B. bei M. Parkinson). Die Dysarthrophonie tritt häufig in Kombination mit einer Aphasie auf.
Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie kann isoliert oder in Verbindung mit anderen neurologischen Erkrankungen auftreten. Betroffen sind die Artikulation und die Sprechmelodie, meist in Kombination mit erheblicher Sprechanstrengung.
Schluckprobleme können in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen, nach operativen Eingriffen oder altersbedingt auftreten. Die Nahrungsaufnahme kann erheblich erschwert, die Lebensqualität eingeschränkt sein.
Redeflussstörungen
Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen wirkt sich auf das gesamte Sprech-, Kommunikations- und Sozialverhalten aus, da ein Bewusstsein für die Redeflussstörung entstanden ist. Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern und Satzteilen, Dehnungen und Blockaden in unterschiedlicher Ausprägung wirken sich auf den Redefluss, aber auch auf die Sprechatmung aus und führen häufig zu erheblichem Leidensdruck.
Poltern bei Jugendlichen und Erwachsenen zeichnet sich durch unrhythmisches Sprechen und ein überhöhtes Sprechtempo aus. Die Artikulation zeigt Veränderungen im Sinne von Verschlucken von Lauten und Wortendungen und Lautverwechslungen. Die Prosodie ist gestört, das Sprechen wirkt unstrukturiert. Ursächlich ist meist eine mangelnde Selbstkontrolle des Sprechvorgangs, die vermutlich erblich bedingt ist. Das Sprechen ist für Außenstehende häufig schwer zu verstehen.
»Es ist für mich immer wieder bewegend, Menschen mit großen sprachlichen oder stimmlichen Einschränkungen zu erleben, die mit Mut, Ausdauer und glücklicherweise auch oft mit Freude, an diesen arbeiten.«